Hallo Leute und herzlich willkommen,
mein Name ist Sascha. Ich lebe mit einer leichten paranoiden Schizophrenie und einer schizoaffektiven Störung. Bei mir begann das Ganze mit einer sogenannten schizophrenen Psychose – eine Erfahrung, die unglaublich belastend und beängstigend war.
In diesem Beitrag möchte ich aufklären, welche Symptome bei einer Psychose (eine vieler psychischen Erkrankungen) auftreten können. Nicht jeder Mensch hat alle Symptome, die ich beschreibe – aber wenn du dich in einigen wiedererkennst, solltest du unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Meine Psychose war eine der schlimmsten Erfahrungen meines Lebens. Viele Symptome, die ich gleich vorstelle, habe ich selbst durchlebt – manche sehr stark, manche nur schwach. Mein Ziel ist, Menschen frühzeitig zu sensibilisieren, damit sie im Ernstfall schnell handeln.
Wenn du eines oder mehrere dieser Symptome bemerkst, zögere nicht:
Suche einen Psychiater oder Neurologen auf.
Oder geh direkt in die Psychiatrie, besonders wenn starke Ängste oder eine Eigen- oder Fremdgefährdung bestehen.
Definition: Wahn bedeutet falsche, fest verankerte Überzeugungen, die nicht der Realität entsprechen.
Typische Formen sind:
Verfolgungswahn – die Überzeugung, verfolgt oder überwacht zu werden (z. B. durch Verwandte, Behörden, Götter, Aliens).
Vergiftungswahn – die Annahme, dass jemand das eigene Essen oder Trinken vergiften will.
Beziehungswahn – die Überzeugung, in besonderer Verbindung zu bestimmten Personen oder Wesen zu stehen.
Abstammungswahn – der feste Glaube, von bedeutenden Persönlichkeiten (z. B. Jesus, einem Zaren) abzustammen.
Größenwahn – das Gefühl, außergewöhnliche Fähigkeiten oder eine besondere Mission zu haben.
Krankheitswahn – die Überzeugung, an einer schweren oder tödlichen Krankheit zu leiden.
Ich selbst hatte einen Krankheitswahn: Ich war überzeugt, an einer vererbten, tödlichen Prionenerkrankung zu leiden.
Wichtig: Im Wahn ist man zu 100 % sicher, recht zu haben – Medikamente oder das Abklingen der Psychose sind meist die einzigen Wege, diese Überzeugung aufzulösen.
Halluzinationen können alle Sinne betreffen:
Akustisch: Stimmen oder Geräusche hören, die nicht da sind.
Ich hatte eine innere Stimme, die mir sagte, ich solle den Ort verlassen oder aus dem Fenster springen.
Optisch: Dinge sehen, die nicht real sind (z. B. Farben, Feuer, Gestalten).
Ich habe den Tod an der Wand gesehen, Feuer in der Ecke, falsche Farbwahrnehmungen.
Geruch: Gerüche wahrnehmen, die niemand sonst riecht.
Im Krankenhaus roch für mich Desinfektionsmittel extrem unangenehm.
Geschmack: Seltsame oder falsche Geschmäcker wahrnehmen.
Taktil: Das Gefühl, berührt oder angefasst zu werden, ohne dass es passiert.
In der Psychose wirken diese Wahrnehmungen absolut real.
Denkstörungen können sich äußern als:
Durcheinanderreden oder -denken
Gedankenflut oder Gedankenleere
Gedankenabbrüche mitten im Satz
Konzentrationsschwierigkeiten
Gedächtnisprobleme
Sehr schnelles oder sehr langsames Denken (oft drogeninduziert)
Bei mir war das Denken nicht extrem gestört, aber die innere Stimme löste ständigen Bewegungsdrang aus.
Das sind Veränderungen des Erlebens der eigenen Person, z. B.:
Das Gefühl, dass Gedanken von außen eingegeben werden.
Der Glaube, Gedanken anderer lesen zu können.
Das Gefühl, dass die eigenen Gedanken hörbar oder zugänglich sind.
Starke Wechsel zwischen guter und schlechter Stimmung
Gefühl der Entfremdung von der Welt
Bedürfnis, sich zurückzuziehen
Intensive Angst (bei mir besonders stark: Todesangst und Verfolgungsangst)
Aus den Symptomen ergeben sich oft ungewöhnliche Handlungen, z. B.:
Steckdosen abkleben (aus Angst vor Abhörung)
Türen vernageln
Wenig essen (aus Vergiftungsangst)
Ständiger Ortswechsel
Schutzmaßnahmen gegen vermeintliche Strahlung
Ich selbst hatte in der Psychose den Drang, ständig in Bewegung zu bleiben.
Eine Psychose entsteht nicht durch „dämonische Kräfte“ – auch wenn Betroffene das manchmal glauben – sondern durch Störungen der Botenstoffe im Gehirn, vor allem:
Diese werden entweder zu stark oder zu schwach ausgeschüttet, was zu den typischen Symptomen führt.
In der Psychiatrie unterscheidet man:
Positive Symptome (nicht „gut“, sondern „zusätzlich zur normalen Erfahrung“): Wahn, Halluzinationen, Denkstörungen, Ich-Störungen, Gefühlsschwankungen.
Negative Symptome (Verlust von Funktionen): Antriebslosigkeit, Ideenarmut, depressive Verstimmung, vermehrtes Schlafbedürfnis.
Sofort medizinische Hilfe aufsuchen – am besten in die Psychiatrie.
Auch der Hausarzt kann eine Einweisung veranlassen.
Medikamente (Neuroleptika, ggf. Beruhigungsmittel) sind in vielen Fällen notwendig.
Unbehandelt kann eine Psychose lebensgefährlich sein – für Betroffene und andere.
Eine Psychose ist ernst und sollte nie ignoriert werden. Sie kann extrem beängstigend sein und zu gefährlichen Situationen führen.
Meine Botschaft: Achte auf Warnsignale, suche Hilfe und scheue dich nicht, über deine Erfahrungen zu sprechen.
Ich wünsche dir alles Gute, viel Gesundheit und Kraft.
– Sascha